Ernstzunehmende Infragestellung von Kuhmilchprodukten

Michel Montignac

Seit gut zehn Jahren erheben sich in allen westlichen Ländern Wissenschaftler, um Kuhmilch als zweifelhaftes, ja sogar als gefährliches Nahrungsmittel anzugreifen, während unter dem Einfluss einer sehr mächtigen Milchlobby die alte Garde der Ernährungswissenschaftler daran festhält.

Für ihre Befürworter ist Kuhmilch im Rahmen des Ernährungsgleichgewichts des Menschen unentbehrlich. Sie ist die wichtigste Kalziumquelle, die Kindern hilft, ein festes Skelett aufzubauen und bei Frauen Osteoporose vorzubeugt. Ihre Gegner stellen dagegen fest, dass erst seit 8.000 Jahren Milch von Tieren verwendet wird und dass unser Knochensystem paradoxerweise weniger gut instand zu sein scheint, als jenes unserer Vorfahren der Altsteinzeit.

Die WHO (Weltgesundheitsorganisation) stellte sogar im Jahr 2002 fest, dass die Bevölkerung der Länder, die die meisten Milcherzeugnisse verbrauchen (insbesondere Finnland), den weltweiten Rekord bei Brüchen des Oberschenkelhalsknochens halten. Sie müssen ebenfalls eine Epidemie kindlicher Diabetes (Typ I) bewältigen. Man stellte außerdem fest, dass die asiatischen Länder (Japan, China ...), die in der Vergangenheit keine Milcherzeugnisse verzehrt haben, beginnen dieselben Krankheiten zu entwickeln wie die westlichen Länder, seit sie die deren Ernährungsgewohnheiten angenommen haben.

Aber was noch bedenklicher ist: Eine große Anzahl von Studien zeigt seit mehreren Jahren eine Wechselbeziehung zwischen den Milchproduktverbrauchern und dem Aufkommen von Krebserkrankungen der Prostata beim Mann und der Geschlechtsorgane bei der Frau. Dies bestätigte eine große im November 2004 veröffentlichte epidemiologische Studie (1), die mit über 60.000 Schwedinnen durchgeführt wurde.

Eine andere im Juni 2005 veröffentlichte Studie (2), die gemeinsam von japanischen und amerikanischen Forschern durchgeführt wurde, erklärt uns, warum Milcherzeugnisse krebserregende Nahrungsmittel sind. Die Milchkühe der modernen industriellen Zucht, die ständig befruchtet werden, um jedes Jahr ein Kalb zu bekommen, produzieren Milch, die einen kritisch hohen Östrogengehalt hat. Dieses Östrogen ist in so hoher Menge enthalten, dass es einen wichtigen Risikofaktor bei der Auslösung von Brust-, Eierstock- und Gebärmutterkrebses darstellen kann.

Bedenken Sie, wie ich in all meinen Veröffentlichungen hervorhebe, dass frische, nicht abgetropfte Milchprodukte eine Gewichtszunahme begünstigen können.

Mehrere Studien haben in der Tat gezeigt, dass Milchprodukte, obwohl sie einen niedrigen glykämischen Index haben, eine hohe Insulin-Antwort bewirken. Eine zusätzliche Studie veröffentlicht im Jahre 2004 (3) bestätigt die insulinfördernde Auswirkung von Milch und Milchprodukten. Aber sie geht noch weiter, indem sie zeigt, dass Molke dafür verantwortlich ist; eine Hypothese, die ich schon vor einigen Jahren formuliert hatte, und die nun wissenschaftlich bestätigt ist.


(1) Larson S. “Milk and lactose intakes and ovarian cancer risk in the Swedish Mammography Cohort” American Journal of Clinical Nutrition, November 2004; 80:1353-57.

(2) Ganmaa D. “The possible role of female sex hormones in milk from pregnant cows in the development of breast, ovarian and corpus uteri cancers”  Medical Hypotheses, August 2005, 65(6):1028-37; Elsevier.

(3) Nilsson M. “Glycemia and insulinemia in healthy subjects after lactose-equivalent meals of milk and other food proteins: the role of plasma amino acids and incretins”  American Journal of Clinical Nutrition, November 2004; 80:1246-53

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